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26.02.2025

Femundløpet 2025

Zwei Wochen liegt der Start nun schon zurück, aber wie immer war zu viel zu tun, um gleich einen Bericht zu schreiben. Aber Geduld zahlt sich aus, denn nun ist er fertig. Nur auf die Bilder müsst ihr noch etwas warten, da ich noch mit dem Upload kämpfe.

Wie alles begann

Hier muss ich wohl sehr weit zurückgehen, aber nur so um die zehn Jahre 😂 Ihr wisst ja bereits, dass ich, seit ich „professionell“ mit Schlittenhunden arbeite, fast immer überwiegend, ausschließlich oder jedenfalls am allerliebsten Rennhunde für Langdistanzrennen trainiert habe. Selbst als wir unseren eigenen kleinen Kennel aufgebaut haben, war das Training von Beginn an so strukturiert als würde man Rennen fahren, auch wenn bis dahin noch etwas Zeit vergehen sollte. Und wenn man für Langdistanzrennen trainiert, kommt man am Femundløpet natürlich nicht vorbei. Es ist zwar nicht das längste Rennen Europas, aber von der Teilnehmerzahl das größte. Nicht, dass mir das wichtig wäre. Nein, aber die Gegend, in der es stattfindet und die Atmosphäre drum herum sind einfach der Wahnsinn. Das muss man mal erlebt haben. 

Nachdem wir also in der letzten Saison mit unseren eigenen Hunden wieder ins Renn-Business eingestiegen sind, stand das Femundløpet ganz oben auf der Wunschliste. So haben wir schon vor mehr als einem Jahr angefangen zu planen, wie man es mit den Gästetouren macht, Handler, usw. Ich verrate euch aber nicht, dass ich auch schon vor einem Jahr begonnen hatte, einen vorläufigen Race Plan – also Fahr- und Pausenzeiten – zu schreiben 🤫 natürlich wurden all diese Planungen mehrfach über den Haufen geworfen, durch Datumsänderungen, Ausfall meiner ursprünglich geplanten Handler, plötzlich doch gültiger Impfvorschriften und nicht zuletzt natürlich durch die katastrophalen Trainingsbedingungen diesen Winter. Eigentlich habe ich immer gesagt, ich starte nicht, wenn ich nicht sicher bin, dass die Hunde die 450km schaffen. Und so war ich lange am Zweifeln, ob ich überhaupt nach Røros fahren soll. Eigentlich hatte ich mich schon fast dagegen entschieden, aber nach Gesprächen mit erfahrenen Mushern, Veterinären und Raffi, haben wir beschlossen, es einfach als Training für die Hunde zu sehen. Denn selbst wenn wir nicht die komplette Distanz schaffen, so können sie aber dennoch viel lernen. Die lange Reise nach Røros, der Start mitten in der historischen Altstadt mit gefühlt Millionen Zuschauern, die Checkpoints mit unzähligen anderen Teams, neue Trails und Streckenbedingungen… um nur Einiges zu nennen. 

Ok, wir fahren 😊

Das Team

Barolo – 8 Jahre, mein Hauptleithund. Ich wusste, dass es für ihn insbesondere aufgrund seiner Größe und Gewicht bei den zu erwartenden Trailbedingungen schwierig werden könnte, das Rennen zu Ende zu laufen. Aber ohne ihn wäre ich nicht gestartet. Er ist mein Fels in der Brandung, auf den ich mich immer verlassen kann. 

Max – 2 Jahre, Leithund in Ausbildung. Max lernt gerade, was es heißt, ein guter Leithund zu sein. Manchmal ist er etwas stur und sein Appetit könnte ganz klar besser sein, aber er sollte sich im Rennen beweisen. 

Timon – 4 Jahre, ein Steh-Auf-Männchen. Timon gehört zu den „Rangers“ und genau wie der Papa scheint er nie müde zu werden. Egal wie weit er läuft, er steht schwanzwedelnd da und wartet – ungeduldig – dass es weiter geht. 

Mavas – 3 Jahre, mein Hoffnungsträger. Mavas ist sehr sensibel, was sich oft auf ihren Appetit und ihren Willen, vorne zu laufen, auswirkt. Aber sie hat schon letztes Jahr im Metsjövidda Fjällrace gezeigt, dass sie im Rennen wachsen kann. 

Pumba – 4 Jahre, der „Happy-Dog“. Zu Pumba – auch ein „Ranger“ – kann man einfach gar nicht mehr sagen, als dass er wohl der glücklichste Hund ist, den es gibt. Egal was ist, er springt immer fröhlich durch die Gegend. 

Stella – 4 Jahre, die Maschine. Stella ist zwar nicht besonders groß, aber ein wahres Kraftpaket. Sie zieht wie eine Irre und frisst wie ein Scheunendrescher. 

Zazu – 4 Jahre, mein Liebling. Er ist 1000% der Papa. Extrem stark im Team, am liebsten im Wheel, weiß genau, was ich denke und fühle. Ein Rennen ohne ihn: undenkbar. 

Mose – 5 Jahre, das Kraftpaket. Mose geht immer „All in“, vielleicht nicht die beste Strategie für Langdistanzrennen. Genau deshalb wollten wir sehen, wie sie sich über die Distanz entwickelt. 

Die Vorbereitungen

Auch hier könnte ich jetzt wieder ganz weit zurückgehen. Natürlich stimmt man schon das ganze Training auf das Highlight des Winters ab… sofern das eben bei den Bedingungen möglich war. Abgesehen davon muss man sehr früh anfangen, zu schauen, wo man in und um Røros unterkommen kann, denn bei allein knapp 200 Teilnehmern am Femundløpet plus den anderen WM-Teilnehmern von Sprint- und Mitteldistanz, wird es wahrscheinlich irgendwann eng mit Unterkünften. Wir hatten aber Glück, ich hab ein sehr gut gelegenes Airbnb gefunden, das einen großen Parkplatz und somit genügend Platz für unseren Anhänger hatte. 

In der letzten Woche vor Abreise hieß es dann insbesondere, alles Futter zu schneiden und in den richtigen Mengen abzupacken und Ausrüstung vorbereiten. Das mit dem Futter war leichter gesagt als getan. Ich hatte vor Aufregung so einen Knoten im Kopf, dass ich gefühlt hundert Mal nachrechnen musste, wie viel ich von welchem Snack mitnehmen muss. Außerdem konnten wir nicht so lange vorher vorbereiten, da zwischenzeitlich schon wieder Plusgrade waren und klein geschnittene Snacks natürlich schneller tauen als z.B. große Fleischblöcke. Aber nach und nach wurde alles geschnitten, Fleisch, Fett von Elch, Rentier und Huhn, Fisch und nicht zu vergessen, die Wunderwaffe Herz ❤️ und in verschieden farbige Tüten gepackt, damit man im Rennen nicht suchen, sondern nur die richtige Farbe greifen muss. 

Bei der Ausrüstung waren unter anderem die richtigen Geschirre und Mäntel jeweils mit Ersatz sowie Booties in der richtigen Anzahl der jeweils benötigten Größen zu packen. Und natürlich die Pflichtausrüstung. Aber das ist einfach, weil man da einfach die Liste abhaken kann. Aprospos Liste: die gesamte Packliste einschließlich Klamotten und Essen für uns war auch nur vier Seiten lang bei zwei Spalten pro Seite 😉

Die Reise beginnt

Da wir gerne pünktlich zur Eröffnungsfeier am Sonntag den 9.2. in Røros sein wollten, planten wir unsere Abreise für den 8.2. mit einem Zwischenstopp in Östersund, um den Hunden (und dem Fahrer) eine allzu lange Reise an einem Tag zu ersparen. 

Also um fünf Uhr aufgestanden und den Hunden eine Suppe gegeben, damit sie vor der Fahrt noch Zeit zum Verdauen hatten. Dann schnell alles Futter, das im Freezer war, eingeladen. Die Ausrüstung und Trockenfutter hatten wir schon am Vortag erledigt. Dann das Wichtigste: die Hunde 🐕 und schon konnte es losgehen. 

Die Fahrt verlief problemlos und am Nachmittag konnten wir unser Quartier auf dem Campingplatz in Östersund beziehen. Die Hunde bekamen erst einmal etwas zu essen, da sie während der Fahrt bzw. Pause zu aufgeregt zum Essen waren. Danach ging es mit jedem eine Runde spazieren… Michelle, die meine Handlerin für das Rennen war, wurde ziemlich schnell warm dabei. Lustig ist auch, wenn man zwei Hunde gleichzeitig nimmt. Mmh, Schlittenhunde sind Zughunde… Haben sie zweifelsfrei unter Beweis gestellt 🤪 Anschließend waren Michelle und Yves einkaufen. Und kamen mit Pizza und Eis zurück. Typischer geht es wohl nicht 😉 war aber lecker. Das Eis zumindest. Die Pizza konnte es mit unserer selbst gemachten zu Hause nicht aufnehmen. Abends dann nochmal Futter und eine Gassirunde und schon war der erste Reisetag vorbei. 

Am nächsten Morgen begann alles wie gehabt, mit Frühstück und Gassirunde für die Hunde, Frühstück für Musher und Handler und schon konnte es weitergehen. An der Grenze haben wir vorbildlich gestoppt, um die Entwurmung unserer Hunde nachzuweisen. Allerdings war Sonntag… da hat der Zoll zu. Toll! Na gut, also weiter die letzten Kilometer bis Røros. Zeitlich hatten wir es so abgestimmt, dass wir die Registrierung gleich machen konnten bevor wir noch ein Stück weiter zu unserer Unterkunft gefahren sind. Dort dann wieder das gleich Spiel, Hunde raus, Futter, spazieren gehen. 

Am frühen Abend sind Michelle und ich noch einmal nach Røros zur Eröffnungsfeier. Aufgrund der Größe der Veranstaltung fand diese aber nicht in der Kirche statt, sondern in einer Sporthalle, was ihr leider ein bisschen das Flair nahm. 

Warten auf den Start

Nun hatten wir noch zwei freie Tage, bevor es Ernst wurde. Montag wollte ich noch eine kleine Runde mit den Hunden fahren, damit sie sich nach der Reise lockern konnten. Ich bekam die Info, dass der Trail vom Checkpunkt Tolga Richtung Tynset ziemlich bescheiden sei, also beschloss ich, in der Nähe zu starten und ein Stück Richtung Tolga zu fahren. Schlimmer konnte es ja nicht sein. Tatsächlich war der Trail sehr hart und eisig, da fast kein Schnee vorhanden war. Auch auf den ein oder anderen Stein musste man aufpassen. Aber es war auf jeden Fall machbar und wir genossen das Training. 

Am Dienstag schickte ich meine Handler zum Start des 650km. Beide waren noch nie bei einem Rennen und ich dachte mir, es könne nicht verkehrt sein, wenn sie mal einen Eindruck bekommen wie alles abläuft bevor sie mich weiter mit Fragen löchern. Ich hatte unterdessen Zeit, mich noch etwas um meine Hunde zu kümmern. 

Am Mittwoch war es dann so weit, der Start war für 11:00 anberaumt. Da ich Startnummer 166 hatte, war meine Startzeit 12:05. Allerdings musste man ohnehin schon 8:00 an einem festgelegten Treffpunkt sein. Dort wurden dann alle Autos sortiert – was circa eine Stunde dauerte – und anschließend wurde in Kolonne in die Startaufstellung in der Altstadt gefahren. Dort ließen wir die Hunde noch einmal raus. Dann packte ich den Schlitten. Wobei ich die Hälfte nochmal auspacken musste, als der Schlitten hinsichtlich der Pflichtausrüstung gecheckt wurde ✅ Nun noch umziehen und dann schon mal die Hunde anziehen. Neben den Geschirren bekamen alle Booties sowie Max und Mavas Mäntel. Und schon ging’s ans Einspannen…

Der Start

Wenn alle Hunde eingespannt sind, wird der Schlitten vor ein Quad gespannt, was ganz langsam bis zum Start fährt. Denn auf der Straße ist nur wenig Schnee. Ohne Unterstützung des Quads wäre es absolut unmöglich unbeschadet zum Start zu kommen. Dort wird der Schneeanker in einen Reifen eingehangen und während die Sekunden bis zum Start runterlaufen, hält einem jemand ein Mikro vors Gesicht und fragt komische Fragen… Ich hab jedenfalls nur die Hälfte verstanden. Was aber auch daran gelegen haben könnte, dass ich anderes als ein Interview im Kopf hatte 🤭

Und schwups war es 12:05:00. Los geht‘s. Die Hunde waren hochmotiviert und rannten trotz Bremsen die Kjerkgata hinauf. Und dann kam sie. Die Kurve, vor der ich mich seit Jahren gefürchtet habe. Ich weiß nicht, ob sie dieses Mal besonders gut präpariert war oder es an „nur“ acht Hunden lag… Aber ich hab sie überlebt. Ohne mich vor hunderten Leuten und noch viel mehr am Bildschirm des Livestreams hinzulegen ☺️

Eigentlich wird es erst nach der Kurve schwierig, da es ziemlich schnell und zum Teil immernoch kurvig bergab geht, raus aus der Stadt. Kurz nach Passieren des Stadions, wo auch der Zieleinlauf sein würde, wollten meine Hunde mal kurz falsch an ner Absperrung vorbei. Erst wollte der Anker im eisigen Trail nicht halten, dann hielt er so fest, dass ich einige Sekunden benötigte, ihn wieder loszukriegen. Aber nun waren wir auf dem Weg. 

Etappe 1: Røros – Tufsingdalen 

Die erste Etappe musste aufgrund Schneemangels komplett verlegt werden. Statt übers Fjäll ging es durchs Tal. Nichtsdestotrotz hatte es einige Aufs und Abs und besonders letztere hatten es in sich, da sie teils sehr steil waren und sich durch schon knapp 100 Teams vor mir (auch die 650er sind diesen Trail gefahren) sehr tiefe Bremsgräben gebildet hatten, die es schwierig machten, zu bremsen und den Schlitten kontrolliert zu steuern. 

Auch auf der neuen Strecke war die Schneemenge begrenzt, was mir eine etwas abenteuerliche erste Snackpause einbrachte. Denn zuerst verhedderten sich meine Hunde beim Anhalten, da alle an der Seite möglichst den besten und tiefsten Schnee erreichen wollten. Als ich sie dann endlich entknotet und gerade den ersten Snack in der Hand hatte, kam ein Team von hinten und während es vorbeifuhr, lösten sich meine Anker, die man wahlweise versuchen konnte, auf Eistrail zu setzen oder im losen Schnee am Rand. Beides hatte nicht wirklich funktioniert und ich konnte zusehen, wie ich die Hunde bzw. den Schlitten aufhalte, ohne die Anker abzubekommen… ok, die Snackpause haben wir dann um zwei, drei Kilometer verschoben, um erst einmal wieder Ruhe reinzukriegen. Der Rest der auf 45km gekürzten Etappe verlief dann aber problemlos und nach etwas mehr als drei Stunden erreichten wir den ersten Checkpoint. 

In Tufsingdalen blieben wir etwa eine Stunde, zum Snacken und Puls herunterzufahren. Bei bestem Wetter machten wir uns sodann auf den Weg nach Drevsjø. 

Etappe 2: Tufsingdalen – Drevsjø 

Die nächste Etappe sollte 64km betragen. Zunächst ging es wieder ein bisschen auf und ab, wobei ich mich zugegebenermaßen gar nicht mehr an die Details erinnern kann 🙈 aber was ich noch sehr genau weiß, ist die magische Atmosphäre als der Vollmond zwischen den Wolken hervorlugte. Nur kurz konnte er uns auf unserem Weg begleiten, bevor die Wolken die Vorherrschaft übernahmen. Aber diese wenigen Minuten waren einfach atemberaubend. Genau solche Momente sind es, für die man all die Strapazen auf sich nimmt. Allein mit meinen Hunden, um uns herum nur die unbeschreibliche Schönheit der Natur. 

Später verlief der Trail etliche Kilometer über einen See, was einem wie eine Ewigkeit vorkommt. Danach sind dann noch knapp 20km, die man rein und raus aus dem Checkpoint fährt, so dass man hier auch Gegenverkehr haben konnte, was meine Hunde mit Bravour gemeistert und daraus sogar neue Motivation gezogen haben. Kurz vor 21 Uhr kamen wir in Drevsjø an, wo ich plante, die Pflichtpause zu nehmen, also sechs Stunden plus 25 Minuten Zeitausgleich. 

Checkpoint Routine: als erstes leint man die Hunde mit dem zweiten Schneeanker aus. Auf dem Weg zurück bekommen sie die ersten Snacks und ich löse die Tuglines, quasi das Pausenzeichen. Parallel ziehe ich die Booties aus. Anschließend Mäntel an und Stroh verteilen, damit sie es bequem haben. Nun den deponierten Checkpoint Bag und Wasser holen, um den Hunden essen zu kochen. Während ich auf das Wasser warte, checke ich die Hunde, massiere Gelenke und verspannte Muskeln. Dann gibt’s Essen. Während die Hunde essen, packe ich die neuen Snacks für die nächste Etappe in den Schlitten, damit schon alles vorbereitet ist. Die weiteren Snacks für später während der Pause und die nächsten Booties platziere ich direkt neben dem Schlitten. Nochmal schnell schauen, dass es allen Hunden gut geht und dann auf zum Auto… was ganz schön weit weg geparkt war. Yves hatte schon Essen vorbereitet. Mir war natürlich mal wieder nicht so recht nach Essen, weshalb ich nur ein paar Löffel nehmen konnte. Dann bin ich schnell in den Schlafsack gekrochen, um ein bisschen Schlaf zu bekommen. Zumindest die Uhrzeit hierfür passte gut. Nach drei Stunden sollte Michelle mich wecken, aber meine innere Uhr war schneller 😉 also fix wieder anziehen, zu den Hunden, snacken, massieren und aufwärmen für die nächste Etappe. Kurz vor dem Start noch Booties an und los geht’s…

Etappe 3: Drevsjø – Søvollen 

Die nächste Etappe begann mit dem schon bekannten Ende der vorherigen. Relativ zu Beginn überholte ich ein anderes Team… und war fortan fast die ganze Etappe allein unterwegs. Einmal konnte ich noch das Licht des Teams sehen als ich eine Snackpause eingelegt hatte, aber dann war ich wieder allein. Die meiste Zeit folgte der Trail irgendwelchen Forststraßen, vermute ich zumindest. Das war relativ langweilig, was aber vielleicht auch daran lag, dass es noch dunkel war und man nichts von der Umgebung sehen konnte. 

Nach circa 50km kam dann endlich der Anstieg aufs Fjäll, für das mir Raffi noch gesagt hatte, ich solle die Aussicht genießen. Mmh, also zuerst war’s dunkel und als es heller wurde, schneite es und war sehr bedeckt. Von Aussicht war daher leider nicht so viel zu entdecken 😔

Kurz vor Ende der Etappe wurde Barolo etwas müde und steif, so dass Max es übernahm, das Team zu motivieren. Happy erreichten wir kurz nach halb neun morgens den Checkpoint Søvollen. Hier folgten wieder die gleichen Routinen wie in Drevsjø, mit besonderem Augenmerk auf Barolo, der etwas Schmerzen in der linken Schulter und aufgrund der Fehlbelastung daraus resultierend auch dem rechten Karpalgelenk zeigte. Er bekam daher extra Zuwendung in Form von Massagen und Wärme sowie einen Check der Racevets. Währenddessen machte ich mir Gedanken ob und wie das Rennen ohne Barolo weitergehen könnte. Wir wussten schon immer, dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass Barolo nicht das ganze Rennen laufen könnte, aber dennoch ist es wirklich schwer, seinen Hauptleithund rauszugeben und trotzdem weiterzumachen…

Als ich mit der Versorgung der Hunde fertig war, ging es wieder zum Auto. Meine Handler hatten mir Waffeln besorgt, die ich schnell aß, bevor ich mich wieder hinlegen wollte. Und hier folgte wohl die witzigste Situation des ganzen Rennens. Ich hatte mich auf meinen Schlafsack gesetzt, die Füße draußen und Michelle gebeten, ob sie mal an meinen Schuhen ziehen könnte. Allerdings lag der Schlafsack auf der Isomatte ziemlich rutschig und alles auch noch abschüssig in Richtung der Tür. Was dazu führte, dass Michelle mich fast aus dem Auto zog, ich mich versuchte, irgendwo festzukrallen, während wir uns gleichzeitig fast totlachten. 

Ok, nun aber schnell zwei Stunden schlafen… Nix da, um die Zeit kann man doch nicht schlafen. Zumal wenn man erst mal auf dem Handy checkt, wie der Stand der 650er ist und was der Rest der 450er macht 🙈 Ich hab dann zwar brav das Handy weggelegt, aber an Schlaf war trotzdem nicht zu denken. Also hab ich mich etwas früher wieder angezogen, um mir noch mehr Zeit für Barolo zu nehmen, auch wenn ich eigentlich bereits wusste, dass ich ihn rausnehmen werde. Als ich ihn zum Spazieren und Aufwärmen ausspannte, war der Rest des Teams plötzlich hellwach und wollte unbedingt weiter. Aber erstmal gab es natürlich noch einen Snack. Dann ließ ich Barolo von einem der Racevets checken. Nachdem er nun etwas Pause gehabt hatte, konnte man feststellen, dass die Schmerzen links nicht aus der Schulter, sondern vom Ellbogen kamen. Für mich die klare Bestätigung, dass er ab nun Pause im Handlerauto bekommen würde. Die anderen konnten es währenddessen kaum erwarten, dass es weitergeht. Aber ich wollte ihnen noch etwas länger Pause gönnen, so dass ich mir mit dem Aufwärmen, Booties anziehen, etc. Zeit ließ. Kurz vor 13 Uhr starteten wir auf die nächste Etappe. 

Etappe 4: Søvollen – Tynset

Ursprünglich hatte ich gedacht, Mose mit Max im Lead laufen zu lassen. Aber es zeigte sich schon auf dem ersten Kilometer, dass Mose in der Rennsituation damit etwas überfordert war. Da Max schon einmal in einem anspruchsvolleren Training sehr gut im Single-Lead gelaufen ist, entschied ich mich, das auch dieses Mal zu versuchen.

Die erste Hälfte der Etappe waren wir quasi alleine unterwegs, so dass sich auch nicht die Frage stellte, wie gut das Single-Lead wohl beim Überholen / Überholt-Werden funktioniert, was immernoch etwas Neuland für unsere Hunde ist. Denn es ist etwas ganz anderes, ob man das mit einem zweiten Team des Kennels, wo sich alle kennen, trainiert oder ob es fremde Teams sind. 

Die Etappe begann mit einigen Aufwärts-Passagen, bevor es ordentlich bergab ging. Später überwogen aber ganz deutlich die Anstiege, zum Teil nicht so stark, aber lang gezogen, zum Teil deutlich heftiger. Abgesehen von den geräumten Straßen, auf denen man teilweise unterwegs war, war der Trail überwiegend stark durchgetreten und daher relativ schwierig zu laufen für die Hunde. Es war ziemlich warm und die Kufen schienen regelrecht am Schnee zu kleben. So kam ich nur relativ langsam voran, wobei Raffi mir durch Verfolgen des GPS mitteilte, dass das wohl den meisten, die gerade auf der Etappe waren, ähnlich ging. 

Zwischenzeitlich hatte sich Mavas wahrscheinlich etwas vertreten und zeigte Schmerzen in der Schulter (was sich genau genommen später als Bizeps herausstellte). In Anbetracht der Trailverhältnisse und der nicht optimalen Trainingsverhältnisse diesen Winter beschloss ich daher schon unterwegs, das Rennen in Tynset zu beenden. Ich wollte einfach keine weiteren oder schwerwiegenderen Verletzungen riskieren und die Hunde sollten das Rennen happy beenden können. 

Ich bin mir nicht sicher über die Kilometer, aber jedenfalls der letzte Anstieg hatte es noch einmal so richtig in sich. Der war gefühlt ewig lang und hatte immer wieder recht steile Abschnitte drin. Meine Hunde waren aber einfach Wahnsinn und meisterten auch das mit Bravour. Danach hatten wir allerdings etwas „Diskussionen“, weil die „Rangers“ mal wieder nicht vor bzw. hintereinander laufen wollten. Letztlich habe ich sie dann eben nebeneinander gespannt. Außerdem wollte ich Mavas eigentlich in den Schlitten setzen, um im letzten bergab Stück ihre Schulter zu schonen, aber das fand sie – harmlos ausgedrückt – eine extrem doofe Idee. So hielten wir auf den letzten fünf Kilometern gefühlt 50x an, um Leinen zu sortieren und Hunde zurecht zu rücken 🙈

Aber nach sechs Stunden für 56km erreichten wir endlich Tynset. Das ganze Team stürzte sich auf sämtliche Snacks, die ich ihnen anbot und einige tranken sogar klares Wasser, was sie vorher noch verschmäht hatten. Da ich aufhören wollte, wurden alle Hunde noch einmal von den Vets gecheckt. Dabei wurde mir bestätigt, dass alle in einem super Zustand seien, gut hydriert und mit gutem Body Score. Mavas hätte gemäß der Vets nach einer Pause auch weiterlaufen dürfen, aber ich hatte ja bereits entschieden, dass ich aufhöre und dabei blieb es auch. 

Bis wir an unserer Unterkunft angelangt waren, war es ca. halb elf abends glaube ich. Nun stand noch einmal Hunde versorgen an und schon hier zeigte sich, dass die Vets Recht hatten und Mavas keine Anzeichen für Schmerzen mehr zeigte. Auch Barolo war fröhlich. Der Rest sowieso. Am nächsten Morgen wären alle am liebsten gleich weitergelaufen, was mir bestätigt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Sicherlich könnte man auch sagen, dass die Hunde dann ja auch das Rennen hätten weiterlaufen können. Ja hätten sie vielleicht. Aber mit dem Abschluss in Tynset haben sie viele positive Erfahrungen gesammelt, die Checkpoint-Routinen, das Schlafen neben vielen anderen Hunden bei ganz viel Trubel, andere Teams auf dem Trail, wissen, dass man Pause bekommt, bevor man erschöpft ist, Fressen auch unter Belastung, etc. All das sind Grundlagen für das zukünftige Training. Und es wäre es nicht Wert gewesen, diese positiven Erfahrungen um negative wie Verletzungen und Überanstrengung zu ergänzen, nur weil ich gerne die Ziellinie gesehen hätte. Die Hunde wissen nämlich nicht, wo die gewesen wäre. Sie wissen nur, dass sie Spaß hatten und eine tolle neue Strecke gelaufen sind. 

Danke für Alles

Zum Schluss möchte ich Danke sagen.

Danke an meine wunderbaren Hunde, die die wahren Stars dieses Abenteuers sind.

Danke an Raffi für all die Unterstützung auf unserem langen Weg zum Femund. Sei es im Training der Hunde, bei unzähligen Massage- und Stretchingeinheiten und nicht zuletzt die Überzeugungsarbeit, auf jeden Fall zu starten, egal was kommt. 

Danke an meine Handler Michelle und Yves für ihre Hilfe während des Rennens. 

Danke an alle, die dazu beigetragen haben, dass dieser Traum wahr werden konnte. 

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24.12.2024

Was für ein Winter 🙄

So gut der Sommer für das „Herbsttraining“ war, so schlecht stellt sich seit Wochen, ach Monaten der Winter dar. Anfang Oktober hatten wir mal kurz zwei oder drei Tage etwas Schnee, seitdem war es eigentlich permanent zu warm. Oder es regnete. Oder es war zumindest kalt genug, dass der Regen gefror. Für das Training eine ziemliche Katastrophe. Immer wieder mussten wir unfreiwillige Pausen einlegen, weil unsere Trainingswege einfach so glatt waren, dass es für die Hunde zu gefährlich gewesen wäre. Wenn dann Training mal möglich war, liefen sie sich trotz Booties die Pfoten kaputt, da die Wege sehr rau waren. Nun trainiere ich seit zehn Jahren Huskies, die meiste Zeit davon auch für Rennen, aber einen so hohen Bootie-Verschleiß im Herbst hatte ich noch nie zu beklagen. Was natürlich einerseits viel rausgeschmissenes Material und Geld ist, aber das größere Problem war, dass man gefühlt alle fünf Minuten die Booties wechseln musste 😬

Und als ob wir mit dem Training nicht eh schon hinter unserem Plan lagen, so ließ sich dann die Organisation des Femundløpet den nächsten Geniestreich einfallen. Obwohl im Herbst zum Zeitpunkt der Anmeldung endgültig entschieden war, dass es keiner Tollwutimpfung für norwegische, schwedische und britische Hunde bedürfe, kam am Abend des 30.11. plötzlich die gegenteilige Mitteilung. Der Fairness halber sei zu erwähnen, dass es eigentlich nicht die Organisation des Femundløpet ist, die die Impfung fordert, sondern die IFSS, die internationale Schlittenhundevereinigung, da das Femundløpet zugleich WM ist. Allerdings hatte die IFSS bei früheren Weltmeisterschaften in Norwegen und Schweden immer Ausnahmeregelungen erlassen, da die nationalen Vorschriften eine Tollwutimpfung weder vorschreiben noch empfehlen, da es Tollwut hier glücklicherweise nicht gibt. Ganz genau genommen ist daher sogar fraglich, ob Tierärzte, die Hunde impfen, die gar nicht außerhalb von Norwegen und Schweden reisen, ohne dass es eine medizinische Notwendigkeit gibt, nicht gegen die ethischen Berufsstandards verstoßen. Aber selbst wenn man dies noch hinnehmen würde, so ist jedenfalls eine Impfung in der Hochphase des Trainings der absolut falsche Zeitpunkt. Ihr könnt euch also vorstellen, wie begeistert die meisten Musher darüber waren. Den ganzen Sonntag verbrachte ich also damit, zu grübeln, ob ich die Femund-Pläne über den Haufen schmeißen oder wirklich im Dezember impfen soll. Ich hatte mich schon fast für Ersteres entschieden, als der Wetterbericht mich doch noch einmal umgestimmt hat. Wieder war warmes Wetter, Regen und Glatteis vorhergesagt, also relativ sicher sehr schlechte Trainingsbedingungen, wenn Training überhaupt möglich sein würde. So entschloss ich mich etwas widerstrebend, die Hunde des A-Teams spontan am Montag morgen impfen zu lassen. Also wieder einmal Trainingspause.

Inwieweit das unsere Pläne noch beeinflussen wird, wird sich zeigen. Wir haben uns die Chance offen gehalten, zum Femund zu fahren. Sollten wir aber vorher feststellen, dass wir glauben, dass es doch zu viele Trainingsausfälle waren, müssten wir diese Pläne notfalls eben doch fallen lassen.

Seit einer Woche können wir nun endlich Schlittenfahren, längst noch nicht alle Trails, aber immerhin, es fühlt sich wieder etwas mehr nach Winter an 😉

Und somit können wir euch aus einem winterlichen Lappland Weihnachtsgrüße senden und euch einen tollen Start ins neue Jahr wünschen 🎅🏻🎄🥳